Erfolgreiche Verhütung statt Kindsmord oder Frauentod

Bis vor etwa 100 Jahren war es für die eigene Gesundheit von Frauen sicherer, das ungewollte Kind auszutragen und anschließend zu töten als einen Schwangerschaftsabbruch zu versuchen. Denn die verfügbaren Abbruchmethoden waren entweder völlig wirkungslos – oder für die Frau lebensgefährlich.

Weil die Methoden entweder unwirksam oder gefährlich waren, wurde der Abbruch(versuch) möglichst weit hinausgeschoben – so lange die Schwangerschaft noch versteckt werden konnte: Bis in die 1970er Jahre wurden (illegale) Abbrüche meist erst im 4.-5. Monat durchgeführt. Dabei wurde entweder der Fruchtsack angestochen (z.B. mit einer Stricknadel) oder es wurde eine aggressive Flüssigkeit (z.B. Seifenlauge) in die Gebärmutter gespritzt. Dadurch starb der Fötus ab und wurde kurz darauf ausgestoßen. Doch kam es häufig zu Entzündungen und auch Todesfällen bei der Frau: aufgrund fehlender medizinischer Kenntnisse, wegen der Verwendung unsteriler Gegenstände oder giftiger Flüssigkeiten oder wegen der weit fortgeschrittenen Schwangerschaft.

Ein wichtiger Schritt in Richtung eines ungefährlichen Abbruchs gelang in den 1970er-Jahren: Der chirurgische Abbruch mit einem löffelartigen Instrument (Curette) konnte viel früher in der Schwangerschaft durchgeführt werden. Heute wird anstelle der Curette ein dünnes Saugröhrchen verwendet. Der chirurgische Abbruch ist bereits in der 7. bis 8. Schwangerschaftswoche möglich. Dadurch ist er medizinisch wesentlich sicherer: basierend auf medizinischem Wissen und unter guten Arbeits- und Hygienestandards. Dank der gesetzlichen Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruches (in Österreich seit 1975) haben Frauen keine Angst vor Strafe und kommen daher viel früher zum Abbruch.

Noch früher, nämlich bereits zwischen der 5. und 7. Woche, ist der Abbruch seit der Einführung des Medikamentes Mifegyne® in den 1990er-Jahren möglich. Tatsächlich treffen viele Frauen die Entscheidung zum Abbruch bereits sehr früh.

Dank moderner Methoden ist nicht nur der Abbruch viel sicherer als früher sondern auch die Verhütungssicherheit so groß, dass fast jede ungewollte Schwangerschaft verhindert werden könnte. Voraussetzungen dafür sind die nachhaltige und zielgruppengerechte Information sowie ein medizinisch, rechtlich und finanziell einfacher Zugang zu allen Verhütungsmitteln (inklusive der Notfallsverhütung ’Pille danach’).

Erstmalig in der Menschheitsgeschichte besteht damit die Möglichkeit, die Anzahl seiner Kinder wirksam zu begrenzen, ohne die eigene Gesundheit oder das eigene Leben zu gefährden.