Was wir von der ‚Pille’ lernen können

Die Einführung einer Pille zur Schwangerschaftsverhütung in den 1960er-Jahren war ein nie zuvor dagewesenes Ereignis und ein Schock: Behörden mussten neue Abläufe installieren, Medien mussten geeignete Informationsprozesse entwickeln und Politiker und die Öffentlichkeit mussten Meinung beziehen – Stichwort ‚Moral’. Zehn Jahre dauerte es, bis ‚die Pille’ zu einem normalen Alltagsgegenstand wurde.

Mittlerweile dient die ‚Pillenstory’ bereits als Anschauungs- und Lernbeispiel, aus dem sich Lehren für den Umgang mit ähnlich kontroversiellen Produkte ableiten lassen. Derzeit steht die Einführung eines anderen Medikamentes bevor, das ähnlich heftige Diskussionen auslösen wird: Es soll AIDS verhüten. Debatten über die Verlässlichkeit, über Nebenwirkungen, über Kosten und über den möglichen Einfluss auf das Sexualverhalten werden aufflammen.

Die beiden amerikanischen Forscher Julie Myers und Kent Sepkowitz untersuchten in einer soeben publizierten Arbeit, ob und wenn ja welche Lehren aus der Geschichte der ’Pille’ gezogen werden können, die sich auf die Einführung der chemisch und medizinisch ganz anderen aber soziologisch und gesundheitspolitisch ebenso brisanten neuen Substanz anwenden lassen.

 

Julie E. Myers und Kent A. Sepkowitz, A Pill for HIV Prevention: Déjà Vu All Over Again? Clinical Infectious Diseases, March 26, 2013