Pfingstsonntag vor 16 Jahren: Mord am Arzt George Tiller
Während er als ehrenamtlicher Gottesdiensthelfer in Wichita (Kansas, USA) gerade die Gemeindezeitung aushändigte und Gläubige zu ihren Plätzen begleitete, wurde der Arzt George Tiller (1941-2009) erschossen. Er hinterliess seine Ehefrau, vier Kinder und zehn Enkelkinder – sowie sein Gesundheitszentrum, in dem er seit fast 40 Jahren Schwangerschaftsabbrüche durchführte.
Sein Mörder, der militante Abtreibungsgegner - und nach eigener Aussage Christ - Scott P. Roeder, gestand zwar, bekannte sich allerdings nicht schuldig, da die Tat in seinen Augen gerechtfertigt war. Er wurde 2010 zu lebenslanger Haft verurteilt.
George Tiller, seine Mitarbeiter sowie seine Patientinnen waren schon mehrfach das Ziel von Anschlägen und Demonstrationen von Abtreibungsgegnern gewesen. 1993 hatte es bereits einen Mordversuch durch ein Mitglied der christlich-fundamentalistischen Anti-Abtreibungsbewegung Army of God gegeben und 1985 explodierte ein Sprengsatz in seinem Krankenhaus. Seit 1998 trug Tiller ständig eine Schutzweste, weil ihn das FBI über die andauernde massive Gefährdung durch militante Abtreibungsgegner informiert hatte.
Tiller war der vierte Arzt, der in den USA von Abtreibungsgegnern ermordet wurde. Bereits sein Vater hatte Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt, damals waren sie allerdings noch verboten (bis 1973). Im Jahr 2022 stimmten die Bürger des Bundesstaates Kansas in einem Referendum für die Beibehaltung des Rechts auf Abtreibung (in den ersten 21 Wochen der Schwangerschaft). Sowohl George Tiller als auch sein Vater waren gläubige Christen. „Die Frauen in der Praxis meines Vaters … lehrten mich, worum es bei einem Schwangerschaftsabbruch geht: Um Hoffnungen, Träume, Möglichkeiten und ihr künftiges Leben.“ In seiner Klinik hatte George Tiller einen Andachtsraum für seine Patientinnen eingerichtet und beschäftigte einen Seelsorger.
Diese Morde und die zahlreichen weiteren Anschläge und Übergriffe, auch gegen Frauen die eine Abtreibung vornehmen lassen, zeigen eindrücklich, dass es kein überzeugendes Argument gibt Frauen die Selbstbestimmung zu verweigern. Insbesondere nicht in einer Demokratie, deren Grundlage ja die Selbstbestimmung ihrer Bürger ist. Vielmehr versuchen die Vertreter der Bevormundung von Frauen ihr aus der Monarchie und dem Faschismus stammendes Gesellschaftsmodell mit Gewalt und Einschüchterung aufrecht zu halten.
Seit diesem tragischen Mord im Jahr 2009 hat es glücklicherweise keine weiteren Morde an Ärzten gegeben. Auch sind die sonstigen Gewalttaten und Übergriffe seither deutlich zurückgegangen. Dies darf als Zeichen gewertet werden, dass das Projekt Demokratie, getragen von einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung, stark genug ist, um sich gegen fundamentalistische Kräfte durchzusetzen.
In diesem Sinne hat das MUVS auch zwei Volksbegehren gestartet:
- Die Abtreibung aus dem Strafgesetz zu streichen und die immer noch gültige Strafandrohung von 1 Jahr abzuschaffen
- Die Abtreibungspille rezeptfrei abzugeben, weil Frau mit einer ungewollten Schwangerschaft keine Bevormundung brauchen
Mehr dazu auf www.bevormundung-is.org
Film Doku „After Tiller“ https://weta.org/watch/shows/pov/after-tiller