Lisa Eckhart: Omama (2020)

Entgeistert starrt die Helga auf den Frosch, der immer noch beleidigt wirkt. Wegen der Spritze, die ihm der Doktor inizierte. Die hat ziemlich wehgetan. Und gestunken hat sie auch. Aber das ist das harte Los eines Apothekerfroschs. Der hier musste diesen Monat bereits fünfmal Auskunft geben, ob ein Mädchen schwanger war. Fünfmal idese garstige Spritze. Fünfmal stinkender Morgenurin. ... "Ein afrikanischer Krallenfrosch ist das." Sie nickt angewidert. Der Frosch ist aber auch nicht begeistert von ihr. Nicht nur wegen der schmerzhaften Nadel.

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"Und Sie sind sicher, dass das funktioniert?" ... "Das ist Wissenschaft! urin in einem Frosch zu spritzen und abzuwarten, ob er laicht. Alles andere ist Mumpitz!" ... "Wenn ich so frei sein darf zu fragen: Würden Sie das Kind denn wollen?" Sie reißt entsetzt die Augen auf. "Junges Fräulein, keine Sorge, so modern meine Methoden, so modern meine Moral. Ich war immer schon der Ansicht, dass man Frauen nicht zwingen sollte, auf Stricknadeln zurückzugreifen. Wie sind ja nicht im Mittelalter." Der Frosch in ihrer Mitte quarkt. "Das ist wirklich sehr modern. Das sehen betimmt nicht alle so." " Keineswegs. Ich muss viel Gegenwind ertragen Vor allem vonseiten der hiesigen Kirche. Für die bin ich der Antichrist!" "Das ist sehr mutig von Ihnen. Das heißt, Sie führen solche..." ... "Nein, junges Fräulein, da sind Sie hier falsch. Dazu wäre ich nicht fähig. Die Anatomie einer Frau fand ich schon immer sehr verwirrend. Die ist ganz anderes als die eines Frosches." ... "Aber ich kenne jemanden, der das kann. Gleich hier in Leoben." ... "Darf man das denn überhaupt?" " Keineswegs! Aber zum Glück hat die Justiz ein paar sehr umtriebige Töchter. Allerdings weise ich Sie darauf hin, dass der Eingriff recht kostspielig ist. Mit zweitausend Schilling müssen Sie rechnen." "Das ist ganz schön happig." " Aber ein Kind ist happiger."

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" Dieser Arzt da in Leoben, kriegt man bei dem schnell einen Termin?" " Jetzt warten S' doch erst mal, was der Frosch sagt." Stimmt. den hat sie ganz vergessen. Der liegt da immer noch am Tisch. Sie schaut ihn einige Momente an und wird immer zappeliger. "Laicht er jetzt endlich?", entfährt es ihr plötzlich. Der Herr Doktor Arzt lacht sie wohlgesonnen aus. "Oh nein" Da müssen Sie isch noch gedulden. Am besten, Sie kommen morgen früh wieder."

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Nein, die Inge war nie schwanger. Was alle immer wunderte. Besonders die Mutter. Die meine, so wie sich die Inge aufführt, bräuchte sie einen Zehnerblock bei der Engelmacherin.

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Daraufhin fragt der Rudi, ob sie das Kind nicht doch lieber wegmachen könnte. 

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Der liebe Rudi holt sie sogar von der Busstation ab. Also noch mehr kann er wirklich nicht tun. Herrje, ganz bleic ist sie, das Hascherl. ... Der Doktor hat sicher recht anreißen müssen. Der Rudi weiß ja, wie das ist. Ihm wurde nämlich ein Weisheitszahn entfernt. Das war so ein großer Brocken, dass man ihn erst zertrümmern musste, um ihn rausholen zu können. Womöglich war's bei seinem Weisheitszahn. Na, hoffentlich ist alles draußen.

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Der Rudi hat sie auch danach niemals nach dem Geld gefragt, das er ihr für den Eingriff gab. Zweitausend Schilling waren es gewesen. Und statt sich ausräume zu lassen, hat sie sich damit vollgestopft.