Ein zorniges Fest zum Jubiläum

Seine ersten fünf Jahre feierte das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch am 31. Mai neben dem Denkmal der Erzherzogin Maria Theresia zwischen den beiden großen Museen vis-a-vis der Hofburg. Der Platz war gewählt worden, weil Maria Theresias Strafgesetzbuch Constitutio Criminalis Theresiana auf Abtreibung die Todesstrafe vorsah. Von den vier am Denkmal hervorgehobenen Kardinaltugenden der Erzherzogin, nämlich Kraft, Weisheit, Gerechtigkeit und Milde, ist darin nicht viel zu bemerken. Das Strafgesetzbuch galt zwar schon bei seiner Einsetzung im Jahr 1768 als rückständig und wurde bereits nach zwanzig Jahren abgelöst, doch begründete es das Abtreibungsverbot und die Bestrafung der Frau bis weit in unsere Zeit. Erst 1975 rang Österreich sich zu einer Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruches durch.

Wie es vorher war, können unsere Großmütter noch erzählen, und das tun sie auch, und zwar voller Wut und Zorn über die erlittenen Demütigungen in Susanne Rieglers Dokumentarfilm ‚Der lange Arm der Kaiserin’. Stellvertretend für viele erzählen Elisabeth Haidler, Annemarie Indinger, Christine Käfer und Freda Meisner-Blau, wie mit ungewollt schwangeren Frauen umgegangen wurde und welche grausamen Mittel, Werkzeuge und Substanzen sie in ihrer Verzweiflung anwandten. Noch schrecklicher als die physischen Schmerzen ist die Erinnerung an die ohnmächtige Wut über die entwürdigende Behandlung, die auch in einem häufig zitierten Sprüchlein deutlich wird: Weibersterben – kein Verderben, Rossverrecken – Bauernschrecken!

Tief unter die Haut ging nicht nur der Film sondern zuvor auch die Musik von Evelyn Fink & Philipp Lingg: Sie haben tief in der Volksliedkiste gestöbert und dabei erstaunlich viele Verse und Gstanzln zu ‚Tabuthemen’ zutage gefördert. Vom harmlos trillernden Jodler bis zum aggressiv-fordernden Rapp benützten sie alles, um dem staunenden Publikum aus eingeladenen Gästen und zufällig vorbeikommenden Touristen ihre Ausbeute zu präsentieren.

Zum Schluss des Abends diskutierten Beate Wimmer-Puchinger (Wiener Gesundheitsbeauftragte), Ulrike Busch (Professorin für Familienplanung an der Hochschule Merseburg), Elisabeth Parzer (Mitarbeiterin im MUVS) und Christian Fiala die Frage "Zwischen machtpolitischer Sexualmoral und modernen Mythen: Wie frei ist Sex heute?".

 

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