Sexualforscher Friedrich Krauss

Ethnologe, Sexualwissenschaftler und Volksliedforscher.

* 1859 in Požega (Österreich-Ungarn, heute Kroatien); † 1938 in Wien

Friedrich Salomon Krauss war ein Mann der sich geltenden Konventionen widersetzte. Er studierte in Wien klassische Philologie sowie Geschichte. Bereits zu Studienzeiten sorgte er mit seinen Forschungen für einen Skandal, als er das Werk des griechischen Traumdeuters Artemidor von Daldis (2 Jh. n. Chr.) inklusive der sexuellen Anspielungen ins Deutsche übertrug. Er wandte sich um die Jahrhundertwende der aufkommenden Sexualwissenschaft zu, gilt auf diesem Gebiet als Pionier und unterhielt Kontakte zu Sigmund Freud. Das Interesse am Geschlechtsleben der Menschen veranlasste den Anthropologen unter anderem zur Gründung der Zeitschrift „Anthropophyteia – Erhebungen und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral“, die zwischen 1904 und 1913 erschien. Es wurden mehrere Beiwerke veröffentlicht, zu denen auch „Das Minnelied des deutschen Land- und Stadtvolkes“ (9. Band, 1929) zählt. Der erotischen Volkskunde galt Krauss’ lebenslanges Interesse, was ihm mehrere Gerichtsverfahren, prekäre finanzielle Verhältnisse sowie die Ablehnung in akademischen Kreisen einbrachte. Bis heute wurde seine Arbeit nur in Ansätzen gewürdigt, aufgegriffen und weiterverfolgt.

 

Volkslieder im MUVS

Früher spielte die Volksmusik eine zentrale Rolle in der Kommunikation der Menschen, weil es keine Medien gab. Insbesondere wurde natürlich über diejenigen Dinge des Lebens gesungen, die die Menschen damals wie heute bewegen, ihre Sexualität und Fruchtbarkeit. Bis zur Entdeckung der „Pille“ 1960 war das Leben der Frauen von vielen, oft ungewollten Schwangerschaften geprägt. Dieser „Gebärzwang“ führte zu unvorstellbarem Leid, so dass Sigmund Freud 1898 sinngemäß schrieb: Es wäre einer der größten Triumphe der Menschheit, Sexualität und Fortpflanzung zu trennen. Dies mussten die Menschen aber erst in einem langen und mühsamen Prozess lernen.

Heute können wir die natürliche Fruchtbarkeit sehr zuverlässig an die individuell ge- wünschte Kinderzahl anpassen. Und erst dadurch wurde es möglich unsere Sexualität und Fruchtbarkeit selbstbestimmt zu leben. Im MUVS dokumentieren und vermitteln wir den leidvollen Kampf um die Kontrolle der Fruchtbarkeit.

DDr. Christian Fiala
Gründer des Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch, Arzt für Allgemeinmedizin und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

 

Die Quelle zur CD »..nur für Freunde der Urtriebforschung«

Das Minnelied des deutschen Stadt- und Landvolkes (Beiwerke zum Studium der Anthropophyteia, Bd. 9), Herausgegeben von Friedrich Salomon Krauss, 1929. Krauss versammelt in diesem 316 Seiten umfassenden Band 12 Beiträge verschiedener Autoren mit Forschungsergebnissen aus Österreich und Deutschland. Neben Gassenliedern, Studenten-Schnickschnackliedern, Leberreimen aus alter und neuer Zeit, Klapphorn-Versen und Schüttelreimen werden 5 Beiträge zum „Minnelied“ verschiedener Regionen/Städte bzw. der Berufszunft der Seefahrer geboten.

 

Literatur:

Blümml, Erich Karl (1906): Erotische Volkslieder aus Deutsch-Österreich mit Singnoten. Wien Privatdruck; Brednich, Rolf Wilhelm (1973): „Erotisches Lied“, in: R.W. Brednich, Lutz Röhrich, Wolfgang Sup- pan: Handbuch des Volksliedes, Bd. 1, München: Fink-Verlag, S. 575–615; Brednich, Rolf Wilhelm (Hg.) (1979): Erotische Lieder aus 500 Jahren, Frankfurt a.Main: Fischer Taschenbuch Verlag; Haid, Gerlinde (1983): „Erotische Volkslieder“, in: Sänger- und Musikantenzeitung 26/2, München, S. 218–244; Krauss, Friedrich Salomon (Hg.) (1929) : Das Minnelied des deutschen Stadt- und Landvolkes (Beiwerke zum Studium der Anthropophyteia, Bd. 9), Ethnologischer Verlag Dr. Krauss, Leipzig); Zurbrügg, Christina/ Auer, Martin: „A Butten voll Kinder, an rotzigen Mann“, Volkslieder vom Frauenleben, Wien 1990.

 

Texte der Lieder