Erkläre mir, was ich wissen will, und nicht das, was Du mir sagen willst.

Wenn Informationsmaterial über die Pille stärker auf die Wissensbedürfnisse der Patientinnen eingeht, sind der Lerneffekt und die Wahrscheinlichkeit der regelmäßigen Einnahme größer. Wenn sich die Kommunikation hingegen daran orientiert, was ÄrztInnen, Herstellerfirmen und JuristInnen für wichtig halten, reagieren Patientinnen auf ihre Weise: Sie vergessen die Einnahme öfter, sodass das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft steigt.

Für andere Themenbereiche des täglichen Lebens ist diese Erkenntnis nicht neu: Die so genannte empfängerorientierte Kommunikation erreicht die KundInnen/RezipientInnen/LeserInnen ungleich besser als die so genannte absenderorientierte. Wer vorwiegend mitteilt, was er selbst für wichtig hält, redet leicht an seiner Zielgruppe vorbei. Wer hingegen untersucht, was die Zielgruppe schon weiß und was sie wissen will, stößt auf Interesse, wird gewählt, gekauft, nachgefragt.

In der Medizin wird diese Erkenntnis bisher wenig berücksichtigt. Die immer noch stark paternalistische Struktur des Medizinbetriebes sowie die große Bedeutung von Haftungsfragen dominieren die Kommunikation mit den PatientInnen/AnwenderInnen/KonsumentInnen. Nur so ist es zu erklären, dass die neue Studie aus der Charité in Berlin die erste ist, die diese Zusammenhänge im Vergleich zweier Informationsbroschüren untersucht. Dabei handelte es sich im einen Fall um eine klassische Ärztekammerbroschüre, die diejenigen Fakten kommunizierte, die den ÄrztInnen wichtig war. Im anderen Fall wurde zuvor der Wissensstand der Patientinnen erhoben. Dabei zeigte es sich, dass speziell zu möglichen Risiken (z.B. Krebs, Thrombose) großes Interesse aber auch viele falsche Vorstellungen existierten, die das Verhalten der Patientinnen beeinflussten.

Mittels Fragebogen wurde überprüft, wie viel die Patientinnen aus der jeweiligen Lektüre gelernt hatten. Drei Monate später wurde abgefragt, wie dauerhaft das Wissen war. Es zeigte sich, dass die Patientinnen wesentlich mehr Nutzen hatten, wenn sich die Aufklärung und Information an ihrem Vorwissen und ihren Interessen orientierte. Wer sich besser auskennt, fühlt sich sicherer und verhält sich konsequenter. Im konkreten Fall kann dadurch das Risiko ungewollter Schwangerschaften deutlich reduziert werden.

 

 

Quelle: Knowledge matters – Impact of two types of information brochure on contraceptive knowledge, attitudes and intentions. EJCRHC 2011, Early online, 1-9